Land und Leute

Im folgenden Steckbrief sind viele offizielle und geschätzte Zahlen von renommierten Institutionen verwendet worden. So stammen einige Angaben vom Auswärtigen Amt, andere von der UNO.
Jedoch sind alle statistischen Angaben, die die Bevölkerung betreffen, nur sehr eingeschränkt zu interpretieren. Meist fallen alle nichtregistrierten Einwohner durch das Raster, illegal eingewanderte Haitianer und deren Nachkommen sind selten erfasst. Gerade im Westen der Dominikanischen Republik sind oft mehr als die Hälfte aller Bewohner statistisch nicht erfasst. Nach offizieller Statistik leben in der gesamten Provinz San Juan nur ca. 253.000 Menschen. Doch allein die Provinzhauptstadt hat nahezu diese Einwohnerzahl. Der Eindruck, den man aus der oben genannten offiziellen Statistik gewinnt, entspricht somit in vielen Punkten nicht der Realität.
Dies trifft insbesondere auch auf die meisten Angaben zur Armutsstruktur zu, denn der nicht erfasste Teil der Bevölkerung gehört zum überwiegenden Teil zur ärmsten Schicht, hat die höchste Kindersterblichkeit und eine nahezu 100%ige Analphabetenrate.

Länderprofil Dominikanische Republik
Das Land
Bildungssituation
Schulraum und Schulabschluss

         









Länderprofil Dominikanische Republik

Staatsname

República Dominicana Dominikanische Republik

Staatsform

Präsidiale Republik

Grenzen

Zentralamerika, Ostteil von Hispaniola im Karibischen Meer, das westliche Drittel der Insel nimmt Haiti ein

Sprache

Spanisch

Religion

nahezu vollständig röm.-kath., zunehmender Einfluss von protest. Gemeinschaften, Voodoo, auch vermischt mit Katholizismus

Altersstruktur

0-14 J = 32,6% (D:14,1%)   15-64 J = 61,9% (D:66,4%)   älter 65 J = 5,5% (D:19,4%)

Kindersterblichkeit

28,25/1000 Einwohner (D: 4,16/1000 Einwohner)

Alphabetismus

84,7%

Bevölkerung unter Armutsgrenze

47%

Arbeitslosigkeit

17%

Bevölkerungswachstum

1,8%

Schätzung 2006

9,5 Mio., genaue Zahlen sind vor allem im Westteil nicht vorhanden

Einwohner auf 48.730 km²

ca. 187 Einwohner/km²

Hauptstadt

Santo Domingo

nach oben













Das Land

Die Dominikanische Republik ist ein Staat in der Karibik und etwa so groß wie Niedersachsen (etwas größer als Holland). Sie teilt sich mit Haiti die Insel Hispaniola. Die Dominikanische Republik ist in erster Linie als Reiseland bekannt und beliebt, hat aber mit die höchste Analphabeten- und Kindersterblichkeitsrate in Lateinamerika.

Die Dominikanische Republik ist der zweitgrößte Staat in der Karibik. In Deutschland wird sie vor allem als preiswertes Urlaubsland wahrgenommen. Es ist dort das ganze Jahr über warm, die Temperaturen sinken nie unter 18°C. Doch sie ist auch ein Entwicklungsland mit einer hohen Kindersterblichkeits- und Analphabetenrate und gehört zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas.
Der Norden und Osten des Landes sind touristisch erschlossen. Hier bieten große Hotelanlagen all-inclusive-Urlaub an. In den übrigen Landesteilen gibt es kaum Tourismus. Allerdings ist eine Infrastruktur vorhanden, die eine sinnvolle, gezielte Hilfe mit bescheidenen finanziellen Mitteln ermöglicht. So gibt es ein dichtes Straßennetz, ein vielfältiges Warenangebot und politische Stabilität. Außerdem werden qualifizierte Arbeitskräfte gesucht und gut bezahlt.
Viele Menschen in der Dominikanischen Republik sind arm. Nach UN Angaben lag die Zahl der hungernden Dominikaner Anfang 2007 bei etwa 2 Millionen. Obwohl in den Statistiken oft eine relativ geringe Analphabetenrate ausgewiesen wird, liegt die tatsächliche Zahl viel höher, da viele Dominikaner nicht behördlich registriert sind und somit statistisch nicht erfasst werden. Fast alle diese Menschen haben nie eine Schule besucht und damit auch keine Möglichkeit auf einen Arbeitsplatz, der ihre Existenz sichert. Besonders in den ländlichen Gebieten und in den Randzonen der größeren Städte ist die Schulsituation eklatant schlecht.
Die Dominikanische Republik wurde von dem Diktator Trujillo praktisch als sein Privatbesitz angesehen. Erst in den 90er Jahren hat sich das Land politisch beruhigt. Im Mai 2004 fanden die letzten Präsidentschaftswahlen statt. Sie verliefen ohne Unruhen oder Proteste. Dies ist ein Zeichen, dass sich der Demokratisierungsprozess im Land verfestigt.
nach oben

















Die Bildungssituation in der Dominikanischen Republik

Aktuelle Situation im Land
Mehr als 2 Millionen Dominikaner leben im Elend. Das bedeutet, dass sie nicht jeden Tag genug zu essen haben, nicht über notwendige Kleidung bzw. Schuhe verfügen, keine Wohnung besitzen oder bei Krankheit aus finanziellen Gründen keinen Arzt aufsuchen oder Medikamente kaufen können.

Schulsituation
Diese Menschen sind meist Analphabeten oder Kinder von Analphabeten. Bis heute haben viele Kinder keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Andere Kinder gehen nur für kurze Zeit in Schulprovisorien. Sie gelten dann als alphabetisiert, können jedoch kaum rechnen, einen Zeitungstext lesen und keinen eigenen Text verfassen. Inzwischen wissen aber immer mehr Menschen um die Bedeutung der Schulbildung und eines Schulabschlusses.
Die gesellschaftlichen Schichten in der Dominikanischen Republik sind nicht durchlässig, d.h., dass die Reichen nur wenig mit den Armen zu tun haben. Sie besuchen andere Schulen und üben später andere Berufe aus. So stand die Dominikanische Republik in den 80er Jahren vor dem Problem, dass sie etwa 80% ihrer Bevölkerung alphabetisieren wollte, ein großer Teil der restlichen 20% der Bevölkerung dafür aber nicht zur Verfügung stand.
Die erste Lehrergeneration bestand deshalb häufig aus Autodidakten, d.h. Menschen ohne Schulbildung, die sich die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen selbst beigebracht hatten. So war die Unterrichtsqualität in den öffentlichen Schulen sehr niedrig und ist auch heute nur wenig höher, da die Lehrer in den meisten öffentlichen Schulen und die Dozenten an den öffentlichen Universitäten ebenfalls ein sehr niedriges Bildungsniveau haben.
nach oben















Schulraum und Schulabschluss

Ein armes Land wie die Dominikanische Republik ist damit überfordert, aus eigener Kraft schnell ausreichend Schulraum zu bauen. Obwohl die vorhandenen Gebäude und die unterschiedlichsten Provisorien mindestens in zwei, manchmal auch in drei Schichten benutzt werden, reicht der vorhandene Schulraum nicht aus. Besonders schwierig ist die Situation in neu entstehenden Stadtteilen und in Orten mit hohem Bevölkerungsdruck.

Aber auch wenn die Möglichkeit eines Schulbesuchs gegeben ist, kann oft nicht davon ausgegangen werden, dass die Kinder bis zum Schulabschluss nach der achten Klasse die Schule besuchen. Gerade in den Dörfern gehen viele Kinder nur wenige Jahre zur Schule. Sie haben dann zwar Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt, aber nur so oberflächlich und unzureichend, dass sie das Gelernte im täglichen Leben kaum nutzen können.
Die Ursachen für den kurzen Schulbesuch sind vielfältig. So gibt es in vielen Dörfern Schulen, die nur bis zur vierten oder fünften Klasse unterrichten, da das Schulgebäude zu klein ist. Für die restlichen Schuljahre müssen die Kinder dann in ein Nachbardorf oder in die nächste Stadt fahren, um weiter lernen zu können.
In abgelegenen kleinen Dörfern ist der Weg zur nächsten Schule so weit, dass die kleinen Kinder den Weg zu Fuß noch nicht bewältigen können. So werden sie erst mit neun oder zehn Jahren eingeschult, absolvieren einige Schuljahre und verlassen die Schule ohne Abschluss.
In den Armenvierteln der dominikanischen Städte, in denen sehr viele Kinder wohnen, gibt es teilweise für mehr als tausend Kinder keine Schule. Oft wird versucht, durch Provisorien einen Schulunterricht zu gewährleisten, aber die Lernbedingungen sind oft so katastrophal, dass trotz großer Disziplin der Schüler kaum mit einem Lernzuwachs zu rechnen ist. Die Kinder gehen häufig nach einer gewissen Zeit nicht mehr zur Schule, da sie keinen Sinn darin sehen, nur die Zeit abzusitzen. Von den öffentlichen Stellen wird dieses Fehlen beim Unterricht zu Unrecht als fehlende Motivation gewertet. Wir haben in mehreren Armenvierteln eine sehr hohe Lernmotivation bei den Kindern und eine große Hilfsbereitschaft und Eigeninitiative der Erwachsenen beim Schulbau kennen gelernt.
nach oben